Wir

Wir sind eine Erarbeitungs-Gemeinschaft, die seit 2020 über die Potenziale MULTIHYBRIDER ARBEITSWEISEN im regelmäßigen Austausch steht.Kennzeichnend für unsere individuelle Praxis, die bis dato lediglich als disziplinübergreifend wahrgenommen wurde, sind kaum thematisierte Erfahrungen und neue Fragestellungen mit “Genre-Wucherungen” hin zu Mehrfachhybriden.

Wir sind Autorinnen folgender “Sparten-Spagate”:
*1: Performative Entwurfsforschung/ Methoden-Labore;
*2: Architektur/ Experimentelles Entwerfen;
*3: Drehbuch/Regie/Theater/ Film;
*4: Bildhauerei/Inszenierte Dreidimensionalität;
*5: Emblematische Skulpturen/Dynamische Schablonen.
 
Judith Marlen Dobler (1),  Jeanne-Francoise Fischer (2), Meike Hauck (3), Heike Kabisch (4), Suse Weber (5)

Wir teilen unbefriedigende Erfahrungen im “kuratiert werden” und “ausgestellt sein” in Formen geläufiger zeitgenössischer Praxis des “White Cube”, Black Box”, “Öffentlicher Raum” bis hin zu Lehrformaten an Kunsthochschulen und Universitäten, die in ihrer standardisiert formulierten Einladungspraxis unseren Erfahrungen kaum Bedeutungen beimessen. Mit spürbaren Konsequenzen nicht nur in der Wahrnehmung, sondern auch im Sprachgebrauch und in der Vermittlung, in existentiellen, organisatorisch-logistischen Fragen, die sich zuweilen in rechtlichen Grauzonen bewegen.

Judith Marlen Dobler (1975 in Calw, lebt und arbeitet in Berlin und Dessau) ist Tischlerin (Gesellenbrief), Kommunikationsdesignerin (Diplom), Designforscherin (MA) und Medienwissenschaftlerin (Dr. phil.). Sie studierte in London, Potsdam, Rio de Janeiro und Basel. Von 2014–2020 arbeitete sie am Promotionsprojekt „Drawing Together. Zeichnen als kollaborative Wissenspraxis in Kolaboration mit dem experimentalphysikalischen Labor BliX an der TU Berlin. Die Dissertation wurde gefördert durch Stipendien  der DFG-Graduiertenkolleg „Sichtbarkeit und Sichtbarmachung“ (2014–2017), dem Zentrum für Europäische Medienwissenschaften (2018) und der Universität Potsdam (2019).
Sie publiziert zu Erkenntnispotenzialen von Zeichnung an der Schnittstelle von Kunst, Design und Wissenschaft. Zudem unterrichtet sie Zeichnen als Wissenskommunikation in Workshops und Seminaren. Dafür entwickelt sie experimentelle und kollaborative Methoden, die wiederum in ihre praktische und theoretische Arbeit als Gestalterin, Künstlerin, Lehrende und Forscherin einfliessen. 
Ihre Arbeiten wurden mehrfach mit Designpreisen ausgezeichnet, u.a. out:put award (2010), German Design Award (2012), reddot design award (2011,2012), Art Directors Club (2013).  Ihre künstlerische Arbeit wurde ausgestellt, unter anderem in der Kunsthalle Mulhouse (FR), Kunsthaus L6 Freiburg (D) und der Royal Academy of Fine Arts in Kopenhagen (DK). Sie erhielt Stipendien u. a. von der der Akademie Schloss Solitude (2013), dem FRAC Est/Nord-Pas de Calais (2014) und dem Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop (2021).
Judith Dobler ist auch als Forschungskoordinatorin tätig an der Hochschule Anhalt auf dem Bauhaus-Campus in Dessau.

Jeanne-Françoise Fischer (1977 in Hamburg) studierte Architektur an der TU Berlin, der ETH Zürich und der UdK Berlin. Seit 2009 arbeitet sie selbstständig und lehrt am Institut für Architektur und Städtebau der Universität der Künste Berlin im Fachgebiet Entwerfen und Stadterneuerung. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit in der Praxis sowie in der Lehre liegt im Bereich des architektonischen, räumlichen Entwerfens. Als Entwurfs- und Projektarchitektin bearbeitet Jeanne-Françoise Fischer städtebaulichen Studien, Architekturwettbewerbe und Bauvorhaben. Besonders zu erwähnen sind die städtebauliche Studie „Vision Dreispitz“ für Herzog & de Meuron Architekten, der „Louvre Lens“ für SANAA, die „Erweiterung des Folkwang Museum“ für Adjaye / Associates und die „Vorstudie zur Transformation der Scheibe C“ in Halle-Neustadt in Kooperation mit Lacaton & Vassal Architectes. Nach einem Wettbewerbserfolg arbeitet sie aktuell an der Realisierung eines kostengünstigen und nachhaltigen Wohnhochhauses im Rahmen der Quartiersentwicklung Spielbudenplatz in Hamburg. Im Rahmen der Lehre und Forschung befasst sich Jeanne-Françoise Fischer sowohl mit der Analyse und Planung verschiedener Gebäudetypologien (Wohnräume, Lernräume, Ausstellungsräume, etc.) als auch mit deren konstruktiver Umsetzung, der Ökonomie, der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit und dem städtischen Kontext. Besonderes Interesse gilt dabei der interdisziplinären Arbeit mit Kolleginnen aus der Kunst, Theorie, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sowie der Umsetzung von 1:1 Projekten.

Meike Hauck (1977 in Freiburg, lebt in Berlin), Theater- und Drehbuchautorin, Regisseurin, studierte Theater- und Filmwissenschaften, Publizistik und Soziologie in Leipzig und Berlin, sowie „Szenisches Schreiben“ an der Universität der Künste, Berlin. Sie war Mitbegründerin der Performance Gruppe ELIZALDE AREA CODE (1999-2001), mit der sie Formen des postdramatischen Theaters erforschte. Ihre Theaterstücke wurden an verschiedenen Theatern in Deutschland und international aufgeführt, so zum Beispiel am Staatstheater Stuttgart und am Staatstheater Mainz, sowie am Goethe-Institut in Santiago de Chile und bei einem Theaterfestival in New York City. Mit Matthias Luthardt schrieb sie das Drehbuch zum Kinofilm PINGPONG, der 2006 beim Filmfestival in Cannes seine Welturaufführung in der Semaine de la Critique hatte. Mit Clemens Schönborn schrieb sie das Drehbuch für den MDR-TATORT: RENDEZVOUS MIT DEM TOD, der Anfang 2011 ausgestrahlt wurde. Sie adaptierte den Roman DIE MITTAGSFRAU von Julia Franck fürs Kino (Regie: Barbara Albert). 2018 führte sie Regie bei ihrem Kurzfilm EINE FRAU, DIE UM WAS BITTET (AT). Ihre Arbeiten kreisen häufig um die Frage nach dem Wechselspiel von (weiblicher) Identität und Mutterschaft. Von 2011 bis 2018 war Meike Hauck neben ihrer Arbeit als Drehbuchautorin auch Künstlerische Mitarbeiterin im Studiengang Drehbuch/Dramaturgie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. In dieser Funktion war sie u.a. für die Planung, inhaltliche Betreuung und Durchführung der interdisziplinären Übungen zuständig und hat verschiedene Konzepte zum kollaborativen künstlerischen Arbeiten im Filmherstellungsprozess mitentwickelt.
Meike Hauck ist Unterzeichnerin des „Kontrakt 18“ und gehört zum Kernteam der „Initiative Tatort: Drehbuch“, die sich für eine höhere Beteiligung von Frauen an der Gestaltung des öffentlich-rechtlichen Primetime-Programms einsetzt. Sie wird vertreten vom S. Fischer Verlag Theater&Medien und lehrt an der Filmhochschule Babelsberg.

Heike Kabisch (1978 in Münster) lebt und arbeitet in Berlin. Die Arbeiten von Heike Kabisch suggerieren wundersame Räume, wobei sie künstlerische Manifestationen als formale Parabeln für die intime Suche nach Erfahrung einsetzt. Sie offenbart einen fortwährenden Konflikt in der Bewahrung der momentanen und existentiellen Prozesse, die sich in ihrem Atelier abspielen, wo persönliche Ereignisse, die den Alltag umspannen, in bewusste und unbewusste künstlerische Aktionen zurückübersetzt werden. Indem sie den urbanen Raum für poröse Interventionen nutzt, konstruiert Kabisch Grenzräume und Strukturen, die nicht utopisch sind, sondern eher temporär, instabil und ständig im Fluss, anfällig für Zerstörung und unvorhersehbare Variablen. Die Verwendung von rohen Materialien wie Baumästen, ungebranntem Ton oder gebrauchten Kleidungsstücken verstärken die fragmentarische Qualität ihrer Skulpturen, die in ihrer Verweigerung der Fertigstellung zur erneuten Betrachtung auffordern.

Suse Weber (1970 Leipzig, lebt in Berlin) entwickelte einen eigenen Werkbegriff der “Emblematischen Skulptur”. In ihren Arbeiten werden Widerlager inszeniert in denen die alltäglichsten Formen der Gesellschaft und der Vergesellschaftung in einer ästhetischen Übermarkierung sichtbar werden. Dabei handelt es sich um mehrschichtige Kompositionsverfahren, bestehend aus bildlogischen Einzelvorgängen, kombinatorischen Versuchsreihen und Symbolhybriden. Unter Einbindung von Aktivierungsprozessen erforscht sie das Dreiecksverhältnisses von Betrachter(in) – Werk – Künstler(in) und forciert deren Rollenverschiebungen. In spartenübergreifenden Kooperation entwickelte sie neue Methoden (“Doing Writing”, ”Dynamische Schablone”) für neue hybride Arbeitsweisen. Seit 2013 organisiert Suse Weber in Berlin die “Studio//Bühne”, die sich an Künstlerinnen wendet, die eigene Schriften verfassen, performen und neue Präsentationsmodelle dafür entwickeln. Ihre Arbeiten wurden u. a. veröffentlicht: Sprengel Museum Hannover; KW Institute for Contemporary Art, Berlin; Martin-Gropius-Bau, Berlin; Martha Herford Museum, Herford; WIELS, Brüssel; Troubleyn Laboratorium, Antwerpen; Pace Wildenstein, New York, Galerie Barbara Weiss, Berlin; GfZK Leipzig; Kunsthalle Bratislava, Bratislava und Albertinum, Dresden. Ihre Arbeiten befinden sich in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, der Sammlung der GfZK Leipzig, Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins und weiter in nationalen und internationalen privaten Sammlungen. Sie wird vertreten durch die Galerie Barbara Weiss in Berlin.